In der mitteleuropäischen Kulturlandschaft ist ein ständiger Rückgang des Artenreichtums zu
verzeichnen. Wichtige Ursachen für den flächenhaften Artenrückgang sind die Intensivierung
oder die Aufgabe traditioneller Nutzung. Besonders im Grünland der Mittelgebirgsregionen
führt eine nach Nutzungsaufgabe oder ‐änderung einsetzende sekundäre Sukzession und das
Eindringen invasiver Neophyten zu dramatischen Artenrückgängen und in der Folge zu einer
Verschlechterung der Mahdgut‐ und Futterqualität. In der Rhön zeigt die invasive Stauden‐
Lupine (Lupinus polyphyllus Lindl.) Eigenschaften, die zu dauerhaften Veränderungen von
Ökosystemprozessen und ‐funktionen führen (z. B. Stickstoffeintrag und Veränderung der
Vegetationsstruktur). L. polyphyllus trägt zusätzlich zu einem Verlust schützenswerter
Lebensräume wie insbesondere Goldhaferwiesen und Borstgrasrasen bei. Dies ist
problematisch, da Goldhaferwiesen und Borstgrasrasen durch hohen floristischen und
faunistischen Artenreichtum gekennzeichnet sind und somit besondere Schutzgüter des
Naturschutzes darstellen.
Im Rahmen zweier Explorationsprojekte (2015‐2016) werden derzeit das Ausmaß der
aktuellen Verbreitung von L. polyphyllus in der Rhön und die Potentiale für die Renaturierung
artenreicher Bergwiesen zur Erhaltung der Artenvielfalt sowie eine mögliche energetische
Nutzung des Aufwuchses analysiert. Diese Informationen dienen dazu, in dem hier
beantragten Projekt ein Konzept zur dauerhaften Restituierung und Erhaltung großflächigen,
artenreichen Grünlands in Mittelgebirgsregionen zu entwickeln und zu erproben. In einer
ersten Phase (24 Monate) wird hierfür die Bergwiesen‐Restituierung durch die Aktivierung der
Samenbank und die Übertragung diasporenhaltigen Mahdguts erprobt (AP 1) und die
Ausbreitungsprozesse von L. polyphyllus werden auf Landschaftsebene analysiert (AP 2).
Weiterhin werden die Effekte eines für die Reduktion von L. polyphyllus geeigneten
Schnittregimes auf die bioenergetische Verwendung des jährlichen Grünschnitts von
Bergwiesen untersucht (AP 3) und die Erfassung der Dynamik von L. polyphyllus durch
Methoden der Fernerkundung wird erprobt (AP 4). In einer zweiten Phase (12 Monate)
werden schließlich die Ergebnisse aus allen APs in einer Synthese in Form eines
Prognosemodells zusammengeführt (AP 5) und die Weitergabe der Erkenntnisse wird durch
den Aufbau eines Netzwerkes mit anderen Akteuren, durch die gemeinsame Erarbeitung einer
Broschüre und über eine Projektwebsite sichergestellt (AP 6).