Drittmittelprojekt
Die Laubenganghäuser in Dessau-Törten. Rekonstruktion und Analyse der Planungs-, Bau- und Nutzungsgeschichte des Projektes des Bauhauses Dessau unter der Leitung von Hannes Meyer (Laubenganghäuser in Dessau-Törten)
Details zum Projekt
Projektlaufzeit: 11/2016–09/2020
Zusammenfassung
Die bislang kaum erforschten Laubenganghäuser in Dessau Törten
sind wichtigstes und neben dem zerstörten Haus Nolden einziges
realisiertes Bauvorhaben der Bauabteilung des historischen
Bauhauses. In ihnen manifestiert sich das Konzept des Bauhauses,
forschende Lehre mit Praxis zu verbinden, und im Unterricht
praktische Gestaltungsaufgaben zu bearbeiten und umzusetzen.
Zugleich sind die Laubenganghäuser ein wichtiger Beitrag zur
damaligen Debatte über die Wohnung für das Existenzminimum und
zur städtebaulichen Debatte um moderne Bebauungsform. Nach
Ausbruch der Weltwirtschaftskrise 1930 realisiert, stehen sie für den
Beginn einer neuen Phase des modernen Bauens: Aus einer
bewussten Ablehnung der sich inzwischen verfestigten formalen und
stilistischen Konventionen des Bauens suchten Meyer und die
beteiligten Lehrer und Studierenden eine konsequente Orientierung
an Wirtschaftlichkeit und Gebrauch, was u.a. zu Verwendung lokaler
Baustoffe (Ziegel), neuer Techniken (etwa Zentralheizung,
Müllschlucker) und modernen, gemeinschaftlichen
Wohnungstypologien führte. Der erste Teil des Forschungsprojektes
wird zunächst die Entwicklung der städtebaulichen Konzeption für die
Erweiterung der Siedlung Dessau-Törten rekonstruieren. Hierzu
gehören gleichermaßen die kontroverse politische Willensbildung wie
die fachliche Konzeption. Neben des Einflusses von Hannes Meyer
gilt es bei letzterer insbesondere die Rolle von Ludwig Hilberseimer
zu untersuchen. Die nur teilrealisierte Siedlung ist erstes praktische
Beispiel des von Hilberseimers kurz zuvor formulierten Konzeptes
einer Mischbebauung. Dieses damals völlig neue Konzept war nicht
nur ein wesentlicher Beitrag zu Debatte um neue Bebauungsformen,
sondern auch prägend für Hilberseimer weiteres Schaffen (etwa
Lafayette Park in Detroit mit Mies van der Rohe, 1956). Der zweite
Teil der Untersuchung wendet sich der Objektplanung zu, mit der die
Bauabteilung des Bauhauses beauftragt war. Es ist zu untersuchen,
wer als Lehrender und Studierender hieran beteiligt war und welche
Idee und Konzepte in den Entwurfsprozess einflossen. Wie war die
Entwurfs- und Baulehre, wie die Entwurfs- und Baupraxis in der
Bauabteilung konzipiert, welche anderen Werkstätten des Bauhauses
waren an dem Vorhaben beteiligt? Welches Architekturverständnis
und welches pädagogische Konzept schlugen sich hier nieder? Der
dritte Teil der Forschung widmet sich der Rezeptions- und
Baugeschichte: Wie wurde das Bauprojekt von den Nutzern, wie von
der städtischen öffentlichkeit und wie von der Fachwelt rezipiert? Und
wie wurde das Gebäude in den Jahrzehnten seiner Nutzung bis heute
genutzt, umgebaut und saniert? Für letztere Frage sollen neben
Dokumenten auch die Nutzer und das Gebäude selbst als
Informationsquelle hinzugezogen werden. Nutzer werden in
leitfadengestützen Interviews befragt, eines der Bauten durch ein
verformungsgerechtes Aufmaß, restauratorische
Befunduntersuchungen und archäologische Grabungen als
Informationsquelle genutzt.
Schlagwörter
Balcony Access, Bauhaus Dessau, Dessau-Törten, Hannes Meyer, Laubenganghaus |
Weitere Projektbeteiligte