Drittmittelprojekt
Soziale Medien in der Kommunalpolitik
Details zum Projekt
Projektlaufzeit: 09/2022–09/2025
Zusammenfassung
Soziale Medien spielen eine zentrale Rolle in der politischen Kommunikation. Die Literatur zur E-participation betont die Potentiale sozialer Medien zur intensiveren Einbindung der Bürger/innen und stärkeren politischen Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten. Aufgrund ihrer Bürgernähe ist zu vermuten, dass die kommunale Ebene besonders vom Einsatz sozialer Medien profitieren kann. Zugleich belegen neuere medienwissenschaftliche Arbeiten die Gefahr der Polarisierung des politischen Diskurses durch soziale Medien. Diese können auch die o.g. Potentiale auf kommunaler Ebene gefährden.
Das vorliegende, empirische Projekt untersucht und vergleicht die Aktivitäten deutscher und polnischer Gemeinden auf Facebook und Twitter. Drei Fragen stehen im Mittelpunkt:
- Welche Erfahrungen haben die auf Social Media aktiven Gemeinden mit deren Nutzung gemacht? Warum nutzen andere Gemeinden diese Kanäle nicht?
- Unter welchen Bedingungen finden sachpolitische Diskurse auf kommunalen Social-Media-Kanälen statt? Wie lassen sich interkommunale Unterschiede in den Diskursen erklären?
- Welche Auswirkungen haben die Präsenz und die Aktivitäten von Gemeinden auf sozialen Medien auf Budgetentscheidungen und Wahlbeteiligung?
Die Analysen fußen auf bereits vorhandenen Paneldatensätzen zu ausgewählten Bundesländern bzw. Voivodschaften und verwenden qualitativen und quantitativen Methoden.
Zunächst werden die Fragen getrennt für deutsche und polnische Gemeinden beantwortet. Sodann werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Social-Media-Aktivitäten polnischer und deutscher Gemeinden herausgearbeitet und vertiefend analysiert. Der Vergleich fragt unter anderem: Führen Unterschiede in der fiskalischen Autonomie (z.B. beim Setzen lokaler Steuersätze) zu unterschiedlichen Themensetzungen in den Diskursen auf Social Media? Schlägt die stärkere Polarisierung der polnischen Politik auf nationaler Ebene auf die lokalen Diskurse durch? Oder wirkt die im Vergleich zu Deutschland schwächere parteipolitische Durchdringung der Lokalpolitik als Puffer?
In dem Projekt arbeiten deutsche und polnische Ökonom/innen und Medienwissenschaftler/innen zusammen, die seit Jahren an inhaltlich verwandten Themen arbeiten und auf gemeinsame Publikationen verweisen können. Sie bringen Erfahrung in der Analyse von Social-Media-Aktivitäten sowie der Anwendung einschlägiger Methoden mit. Die Forschungsergebnisse sollen der Wissenschaftsgemeinde in internationalen Publikationen zugänglich gemacht werden. Ein Workshop am Ende des Projekts sichert den Wissenstransfer in die kommunalpolitische Praxis.
Das Projekt befasst sich mit der Bedeutung der Bürgergesellschaft und der demokratischen Teilhabe von breiten Bevölkerungsschichten auf der kommunalen Ebene – einer Ebene, die in Polen wie in Deutschland eine herausragende Rolle im föderalen Gefüge einnimmt. Mit der Rolle der sozialen Medien greift das Projekt eine aktuelle und gesellschaftspolitisch hochrelevante Frage auf, die in Deutschland wie in Polen kontrovers diskutiert wird. Damit passt das Projekt sehr gut in den Themenschwerpunkt „Normen und Wertewandel“.