Externally funded project
Spring Academy März 2015
Project Details
Project duration: 12/2014–03/2015
Abstract
Krisen sind Identitätsherde. In semantischer Kontinuität zum griechischen Etymon crisis meint der Begriff nicht allein Gefährdungen und Hindernisse auf dem Wege der politischen, sozialen oder persönlichen Geschichte, er impliziert vielmehr Entscheidungen und Urteile in Augenblicken historischen Kontingenzbewusstseins. In der Gefahr mobilisiert die Krise – so verstanden und angewandt auf die erwähnten Bereiche – die (Re-)Formulierung oder Festigung von Diskursen, Regime von Artefakten oder orientierende Selbstverständigung von Sprachen, die gerade über die Offenheit des geschichtlichen Momentes hinaus zielen: oftmals mit einem Pathos des Neuanfangs.
Die Spring Academy legt ihren transdisziplinären Schwerpunkt auf Argentinien, da sich dieses Land in der Vergangenheit immer wieder wirtschaftlichen und politischen Krisen stellen und diese bewältigen musste. Diese historische Erfahrung und darüber hinaus die massive Präsenz von Krisendiskursen prädestinieren Argentinien für eine kultur- und sozialwissenschaftliche Kontrastierung mit europäischen Kontexten, in denen sich die Debatte um wirtschaftliche Krisen in der jüngeren Vergangenheit vermehrt an Diskussionen um kollektive Identitäten koppelt. So kann sich der diskursive Zusammenhang Europas punktuell und insbesondere auf kultureller und identitätshistorischer Ebene von Argentinien aufklären lassen. Darüber hinaus wird das im Fokus stehende Fallbeispiel durch andere nationale Realitäten, wie etwa Spanien und Deutschland, kontrastierend dort ergänzt, wo eine solche umfassendere Kontextualisierung erkenntnisbringend erscheint. Die transdisziplinäre Anlage der Spring Academy soll es ermöglichen, fachwissenschaftliche Verwendungen der Begriffe von Identität und Krise zu präzisieren, miteinander zu kontrastieren und gemeinsam auszuloten, welche fachübergreifenden Überdachungen zu einem hochaktuellen Gegenstand etabliert werden können.