Drittmittelprojekt
Neurodidaktik digital
Zusammenfassung
Mit dem 16.03.2020 befand sich plötzlich das gesamte deutsche Schulsystem im Homeschooling. Lehrkräfte mussten pandemiebedingt nicht nur digitale Lernangebote erschaffen, sondern zugleich Wege finden, um ihre Lernenden in jeder Altersgruppe beim Lernen auf Distanz zu unterstützen. Lernende inklusive ihrer Eltern waren wiederum auf sich allein gestellt, wenn sich beim selbstregulierten Lernen der Schüler*innen ungeahnte Schwierigkeiten ergaben. Heutzutage ist das Internet eine der meistgenutzten Informationsquellen. Eine Google-Recherche bietet rund 153.000 Antworten auf die Frage „Wie lerne ich besser?“. Dabei sind es vor allem Tipps wie „Bleib cool!“, „Beachte deinen Lerntypen!“ oder „Wasser ist wichtig!“, auf die Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern stoßen, wenn sie sich im Internet zum Thema Gehirn, Lernen und Gedächtnis informieren. Solch allgemeine Tipps sind bei konkreten Lernschwierigkeiten wenig hilfreich. Aus wissenschaftlicher Perspektive verbergen sich hinter einigen plakativen Empfehlungen sogar sogenannte „Neuromythen“ (OECD, 2002). Zahlreiche empirische Studien zeigen sowohl bei der breiten Öffentlichkeit als auch bei angehenden und praktizierenden Lehrkräften eine hohe Verbreitung dieser Fehlvorstellungen zum Thema Gehirn und Lernen (vgl. z. B. Dekker et al., 2012; Ferrero et al., 2016). Selbst Schulleiter*innen, preisgekrönte Lehrkräfte und Hochschullehrende stimmen Neuromythen wie Lernen im Schlaf, Existenz von Lerntypen oder Effektivität von Brain-Gym in hohem Maße zu (Horvath et al., 2018; Zhang et al., 2019). Problematisch ist dies zum einen, weil Lehrende so falsche kognitionspsychologische und neurowissenschaftliche Inhalte und/oder unwirksame Lernstrategien an Lernende weitergeben. Zum anderen könnten „money, time and effort” (Dekker et al., 2012, S. 1) des Bildungssystems verschwendet und sowohl Lehrenden als auch Lernenden die Möglichkeiten genommen werden, diese Ressourcen für wirkungsvollere Theorien und Methoden aufzubringen (z. B. Vermittlung von Lernstrategien oder kognitive Aktivierung). Das Projekt Neurodidaktik digital bietet Lehrenden, Lernenden und ihren Eltern eine wissenschaftlich fundierte Konzeption von Neurodidaktik sowie eine explizite Thematisierung und Widerlegung von Neuromythen. Entwickelt wird eine Lernplattform, die die verschiedenen Zielgruppen über Erklärvideos, Selbsttests und Lernmaterialien darin schult, zwischen Neuromythen und Neurofakten zu unterscheiden und das (eigene) Lernen bzw. Lehren neurodidaktisch fundiert zu optimieren.
Publikationen
2021 | |
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