Beitrag in einem Sammelband

Einfluss des Menschen und der Interaktion des leiblichen Kalbes mit der Mutter auf den Euterkontakt von Ammenkälbern in den ersten gemeinsamen Tagen der kuhgebundenen Kälberaufzucht



Details zur Publikation
Autor(inn)en:
Zipp, K.; Siraf, J.; Franz-Wippermann, R.; Knierim, U.
Herausgeber:
KTBL
Verlag:
KTBL
Verlagsort / Veröffentlichungsort:
Darmstadt

Publikationsjahr:
2023
Seitenbereich:
209-217
Buchtitel:
Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung 2023


Zusammenfassung, Abstract

Bei der ammengebundenen Kälberaufzucht säugt eine Milchkuh 2-4 Kälber für mehrere Monate nach der Geburt und wird in der Regel nicht gemolken. Wenn die Ammenkühe sowohl eigene als auch fremde Kälber versorgen, gelingt es letzteren möglicherweise nicht gleichermaßen wie den eigenen Kälbern, sich mit Milch zu versorgen. Auf einem Praxisbetrieb mit Ammenkuhhaltung wurde in den ersten Tagen, nachdem Ammenkühen zu dem eigenen Kalb (EK) auch 2-3 Ammenkälber (AK) zugesetzt worden sind, das Saugverhalten der Kälber, genauer Euterkontaktdauer, ‑häufigkeit und -position, untersucht, um mögliche Unterschiede zwischen EK und AK zu bestimmen. Dabei wurden auch mögliche Effekte durch regelmäßige Kontrollen durch Betreuungspersonal betrachtet sowie das Ausmaß von Euterkontakt mit fremden Ammen. Außerdem wurde die Hypothese überprüft, dass Ammenkälber bevorzugt die Zeiten für Euterkontakt nutzen, in denen sich EK am Euter befinden oder durch die Mutter beleckt werden. Mittels videogestützter kontinuierlicher Fokustierbeobachtung von 6 Holstein-Friesian Kühen, ihren EK und 13 AK in der zweiten Lebenswoche wurden keine Unterschiede zwischen EK und AK hinsichtlich Euterkontaktdauer pro 24 h, Zahl der Euterkontakte und Dauer pro Euterkontakt gefunden. Insgesamt lag die Euterkontaktdauer jedoch mit ca. 32 min/24 h (Median) auf einem niedrigen Niveau und die Anzahl Euterkontakte (ca. 30/24 h) lässt auf viele Unterbrechungen beim Euterkontakt schließen. Ein signifikant erhöhter Anteil von Euterkontakt in seitlicher Position von EK vs. AK spricht für eine Bevorzugung der eigenen Kälber durch die Mutter. Euterkontakt der AK war während der Kontrollphasen gegenüber EK erhöht; aber außer bei 2 AK, die regelmäßig an die Ammenkuh angesetzt wurden (12 und 22 min/30 min Kontrolle), betrug die kalbindividuelle Euterkontaktdauer in dieser Phase unter drei Minuten. Acht von neun AK, die die Möglichkeit hatten, bei einer fremden Amme Euterkontakt zu suchen, taten dies (Median=4,3 min/24 h). Zwei davon hatten mehr Euterkontakt mit der fremden als mit der eigenen Amme (bis zu 21 min/24 h). Es konnte nicht bestätigt werden, dass der größere Teil der Euterkontaktzeit der AK während der Euterkontakte der EK oder während des Beleckens der EK durch ihre Mutter stattfand, jedoch war die Dauer pro Euterkontakt während des Beleckens von EK länger. Schlussfolgernd konnte in der Anlernphase der AK an die Ammenkühe eine große Unruhe mit nachfolgend eher geringer Euterkontaktdauer von sowohl EK als auch AK festgestellt werden. Beide erreichten Euterkontaktzeiten im unteren Bereich dessen, was als Saugzeiten in der Literatur berichtet wird, wozu, außer bei den angesetzten Kälbern, die Kontrollen durch das Betreuungspersonal in einem geringeren Ausmaß beitrugen als die Möglichkeit, die Amme zu wechseln.



Autor(inn)en / Herausgeber(innen)

Zuletzt aktualisiert 2025-18-07 um 10:00